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Dr. Jörg Biastoch Humanas

Dr. Jörg Biastoch, geschäftsführender Gesellschafter von Humanas, berichtet, wie und warum die Wohnparks weiterentwickelt werden. Archivfoto: Peter Gercke/Humanas

Während in der Außenform kaum Veränderungen sichtbar sind, so bergen die neuen Wohnparks am Magdeburger Bruno-Taut-Ring oder in Gröbern doch einige innovative Geheimnisse. Im Interview erklärt Humanas-Chef Dr. Jörg Biastoch, welche das genau sind.

Was ist der Unterschied zwischen dem ersten Wohnpark in Meisdorf und den neuesten in Gröbern oder am Bruno-Taut-Ring in Magdeburg, der auf dem Foto in der finalen Bauphase abgebildet ist?
Wir haben seit 2009 die Bauweise der Wohnparks permanent weiter entwickelt. Zwar hat sich die äußere Gestalt wenig verändert, aber doch die Bauweise. In unserem ersten Wohnpark in Meisdorf haben wir beispielsweise noch mit klassischem Kalksandstein und einer davor geklebten Wärmedämmverbundfassade gearbeitet. In Darlingerode haben wir dann Tonziegel verwendet, die mit Dämmstoff aufgefüllt worden sind, um die KfW-Standards zu erfüllen. Später haben wir mit Gasbetonsteinen gearbeitet, um die Wärmedämmung zu erreichen und keine Styroporfassade nutzen zu müssen. Seit kurzem setzen wir auf eine Holzrahmenständerbauweise. Früher hat man dazu übrigens Fachwerk gesagt.

Warum diese ständige Veränderung und Anpassung?
Unser Ziel ist es immer ökologisch und wirtschaftlich zu bauen. Das heißt, dass wir so ökologisch bauen, wie es wirtschaftlich möglich ist. Wir wollen nicht um jeden Preis ökologisch bauen, sonst sind die Mieten am Ende unsozial. Wir wollen, dass sich die Menschen die Wohnungen leisten können. Wir haben heute aber schon eine sehr ökologische Bauweise und wollen diese auch noch weiterentwickeln.

Das heißt?
In Zielitz haben wir im Bereich der Bodenplatte mit einem Schraubfundament gearbeitet. Das funktioniert zwar, aber wir haben auch hier bereits eine noch bessere Option gefunden. In Schwanebeck und Gröbern haben wir daher erstmals mit Schaummörtel arbeiten. Er ist komplett aus natürlichen Produkten hergestellt und folglich ohne petrochemischem Zusatz. Zudem ist er tragfähiger. Konkret wird dort Boden abgekratzt, der Schaummörtel eingebracht und dann die Fertigteile der Bodenplatte verarbeitet. Insgesamt entwickeln wir die Baustoffe gemeinsam mit unseren Partnern weiter und ohne zu viel verraten zu wollen, hoffen wir, dass wir in einigen Jahren einen komplett nachhaltigen und energieautarken Wohnpark bauen können.

Was sind denn die Vorteile?
Als Magdeburger kennt man industriellen Wohnungsbau, der immer einen Vorteil mit sich bringt, wenn man viele Gebäude in gleicher Art bauen will. Zudem ist die Wärmeisolierung durch eine ausgefeiltere innere Isolierung des Baukörpers besser. Die Belastung der Gebäude ist auch höher. Das heißt, wir können, wie in der Hans-Grade-Straße erstmals geschehen, eine Solaranlage auf den Dächern installieren und sie auch begrünen. Das wäre bei der herkömmlichen Bauweise so nicht möglich.

Die Fertigteile kommen aus der Ukraine nach Sachsen-Anhalt. Warum der weite Weg?
Da in Deutschland keine entsprechenden Teile produziert werden, sind wir bei einer Reise der IHK Magdeburg in die Ukraine auf mehrere Firmen aufmerksam geworden und haben in DeltaHouse einen Partner gefunden, der schon zuvor in Deutschland aktiv war. Das Holz stammt aus der Ukraine oder Estland. Die restlichen Produkte sind deutscher Herkunft, die aber teilweise im Ausland gefertigt werden. Beispielsweise sind die Trockenbauelemente von Knauf, werden aber in der Ukraine produziert. Die Fertigteile werden zu den Baustellen transportiert und dort werden die Wabe oder die Zweizimmerwohnungen anschließend montiert.

Ist diese Art des Bauens dann noch immer ökologisch? Der Fußabdruck ist ja sicher höher, oder?
Das kommt auf die Betrachtungsweise an. Wenn man den Gesamtzyklus betrachtet, ist es ökologischer. Bei einem konventionellen Bau, der gleiche ökologische Standards erreichen will, muss viel Styrodur verwendet werden. Dieser Stoff ist chemisch hergestellt und muss später als Sondermüll entsorgt werden. Zwar sind die Transportwege auf den ersten Blick unökologisch, aber wir greifen durch den geringeren Erdaushub auch weniger stark in die Bodenhydrologie ein. Durch das Gründach und die Energieersparnis gehe ich davon aus, dass der gesamte Baukörper ökologischer ist.

Das Gründach hatten wir bereits erwähnt. Erstmals hat Humanas 2019 so gebaut und seitdem hat jeder neue Wohnpark ein Gründach. Was spricht für diese Bedachung?
Ein Gründach hat den Vorteil, dass es Wasser speichert und durch Verdampfung abgibt. Das wirkt im Sommer wie eine Klimaanlage und im Winter isoliert es besser als eine normale Wärmedämmung. Das Regenwasser verbleibt somit auch auf dem Grundstück. Damit haben wir auch den Vorteil, …

…dass das Regenwasser nicht teuer abgeleitet werden muss, oder?
Genau. Auch der Kostenfaktor spielt da eine Rolle, aber vor allem bleibt das Regenwasser so nicht nur auf dem Grundstück, sondern auch in der Stadt. Damit sinkt der Grundwasserspiegel der Kommune weniger. Zudem ist eine ordnungsgemäße Versickerung des Regenwassers nicht einfach umzusetzen.

Welchen energetischen Standard erfüllen die Humanas-Wohnparks aktuell?
Wir bauen im Moment mindestens KfW-Standard 55, teilweise aber auch schon 40.

Ist im Vergleich zu Standardbauweisen die Fertigteilbauweise auch qualitativ vergleichbar und ähnlich nachhaltig?
Da gibt es keinen Unterschied. Fertigteilhäuser sind konventionell gebauten Häusern qualitativ keineswegs unterlegen. Die Qualität ist sogar noch ein Stück höher.

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